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Marc-André 2 Figuères dédicacera les 2 affiches (nuit/jour) qu'il a dessiné pour les prestigieuses fêtes de Collioure, lors du vernissage de son exposition "Baigneuses à Collioure" le 17 aout 2013 à partir de 17h.

The Postal Service broke new ground and gave ma2f the task of designing the first "empty" stamp in the history of philately. It was made for the principality of Andorra.

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"Ökologie des Betrachtens"

 

 

 

DIE FÜLLE DER LEERE

Die Spaziergänger, deren Neugierde durch das offensichtliche Fehlen des gewöhnlich zu erwartenden Inhalts geweckt wurde, gehen an den Rahmen vorbei. Manche setzen ihren Weg fort, andere halten inne. Nun setzt die Wandlung ein. Die Leere an sich existiert nicht.
Sie verändert ihre Form und ihren Sinn je nach Wahl ihrer Umgebung. Die Rahmen ertragen die Leere nicht, genau wie die Natur. Der Zuschauer erschafft sein eigenes Gemälde und füllt es nach seinem Belieben, die anfängliche Transparenz verschwindet und er genießt das Vermögen, sie in eine Menge von Bildern aufzulösen. Der Blick und sogar der Körper verlagern sich gemäß den Visionen, die man allmählich und oft zufällig entdeckt. Freude entsteht durch ständiges Entdecken, durch neuartige Bilder, und durch die Fähigkeit, der Schöpfer des Übergangs von der Leere zur Fülle zu sein. Diese Interaktion Landschaft-Rahmen-Individuum verleiht ihr eine neue Bedeutung...

 

DER PASSANT- EIN VORBEIZIEHENDER

Eine Landschaft, ob ländlich oder städtisch, existiert nur durch den Blick desjenigen, der sie wahrnimmt. Der Passant, der sich die Freiheit nahm, die Stufen hinaufzusteigen, wird der Meister des Spiels zwischen Leere, Fülle, dem Rahmen und im weiteren Sinne dessen umgebender Natur. Er verwandelt sich in einen Vorüberziehenden, der ein Detail aus der Gesamtheit des verfügbaren Raums gewählt hat, ein Element, dem er eine besondere Bedeutung verleiht. Auf diese Weise kann jeder selbst entscheiden, was Schönheit in sich trägt, das Meer oder lediglich das Boot, die Kirche oder ganz einfach der leere Himmel, der sich durch die Intensität seiner Farbe auszeichnet, dem Symbol potentieller Unendlichkeit.
Der konkrete Raum der Landschaft hat sich auf soviel persönliche Erscheinungsformen desselben Rahmens reduziert. Die Betrachter desselben Bildes folgen aufeinander und dennoch wird kein Bild dem vorherigen oder dem nachfolgenden gleichen. Diese Wirkung unterschiedlicher Visionen gibt der anfänglichen Theorie von MA2F seinen ganzen Sinn, wenn „der Rahmen universal ist, ist der Blickpunkt individuell" (ma2f).

 

DIE VIDEO-RAHMEN

Wenn der Betrachter will, kann er sich auch bewegungslos. ohne zu irgendeiner Visualisierung verpflichtet zu sein, vor einem Rahmen stehen. Er gibt sich der einzigen Vorstellung hin, dass die Veränderung der Landschaften in realer Zeit ablaufen. Der Blick wird zum Ort aller Netzhautwahrnehmungen, die sich eröffnen, und zwar durch alles Bewegliche, das wiederum die zum Videogerät gewordenen Rahmen überflutet. Emotion entsteht aus der unentwegten Bewegung unterschiedlicher Stimmungen. Wolken, das Meer und dessen Wellen, Boote, die kommen und gehen, Spaziergänger werden Subjekte eines Films ohne Anfang und Ende.

 

DIE ZEIT-RAHMEN

Die Fokussierung im Rahmen eines präzisen Bildes, eines Details der Landschaft, verringert die Geschwindigkeit von Raum und Zeit. Wenn man den Himmel normal, d.h. als Ganzes betrachtet, erscheint uns die Zeit, in der die Wolken vorbeiziehen wie gewohnt. Jedoch durch einen Rahmen gesehen erscheint und verschwindet eine Wolke mit zehnfacher Geschwindigkeit, ebenso schnell verschwand das gerade eben wahrgenommene Boot. Wir können auch entdecken, wie das, was wir sehen, unterschiedliche Erscheinungsformen zu unterschiedlichen Momenten annimmt. Sich schnell dem, was sich bewegt, zuneigen und dessen Unmittelbarkeit ergreifen...diese schnellen, flüchtigen Visionen hinterlassen Spuren im Gedächtnis. Es handelt sich hierbei um eine Wirkung des zeitgenössischen Impressionismus dank derer das Auge allein den Pinsel ersetzt. Aber dann...

 

SIND DIE POINTS2VUE® ILLUSIONEN?

Tatsächlich wird ja dasselbe Objekt, das außerhalb des Rahmens oder durch den Rahmen hindurch gesehen und von verschiedenen Passanten beobachtet wird, niemals dasselbe Bild darstellen. Das Betrachtete verliert seinen objektiven Sinn, der durch die Macht entstand, die der Künstler dem Zuschauer eingeräumt hat, nämlich das real Existierende in entsprechend viele persönliche Wahrheiten abzuändern.
Was gesehen wird, existiert, was existiert ist real,jeder sieht etwas, folglich alles wahr. Aus Illusionen entsteht Wahrheit, denn es ist das Recht jedes Einzelnen, an das Gesehene zu glauben. Die Natur wird vom Künstler als Vorwand zum Spielen benutzt, und das Individuum entscheidet frei darüber, ob es an diesem spielerischen Tun teilnehmen will oder nicht.

 

ICH-DER BLICK

Als neue Erfindung des Passanten gilt, hinter dem Rahmen vorbeizugehen, die Leere selbst zu füllen, seinen eigenen Körper in Szene zu setzen, ihn mit dem Inneren des Rahmens in Verbindung zu bringen, ohne selbst Maler zu sein, die Empfindung von Freude beim Portraitieren der eigenen Person kennenzulernen. Es ist eine positive Selbstverliebtheit, da ja jeder seine Freiheit dort findet ohne die Freiheit des anderen zu stören. Neu ist auch die Freude, die empfunden wird, wenn man „eingerahmt" photographiert wird. Das Werk selbst wird mitgenommen, das neueste Gemälde, das dank dem Künstler, der den Rahmen zur Verfügung stellt und dank des Individuums, das ihn mit seinem Bild füllt, ermöglicht wird. Es geht auch darum, das Gefühl kennenzulernen, einen Moment lang ein Künstler sowie sein eigenes Modell zu sein.

Die Bedeutung des Rahmens hat gewechselt, dessen Besitznahme ist auf dem Höhepunkt, und zwar als Photo und Rahmen zugleich. Der Besucher verlässt den Ort mit dieser konkreten Erinnerung: sein eigenes Werk vereinigt mit demjenigen des Künstlers. Das soziale, vom Künstler in Gang gesetzte Schaffen wird überwunden und erst durch die Umleitung der ursprünglichen Bedeutung des Rahmens vollständig wirksam. D.h. das Erfassen der Realität gestattet nun das Erfassen der eigenen Person durch das Medium der Photographie.